Das Uhrwerk ähnelt der Kirche zur Zeit der Bauernaufstände. Es ist ein wildes Sammelsurium der verschiedenen, vom christlichen Glauben abstammenden Religionen und Sekten. Während im Süden, jenseits der Schreckensberge das ursprüngliche Uhrwerk unangefochten herrscht (straff organisiert mit einem stehenden Heer, Spionen, zahllosen Anhängern und einem komplexen Herrschaftstsystem), sind in den Weiten Landen die Ausprägungen vielfältiger und unstrukturierter. Kleine Missionen die ihre Weiler unterstützen, reiche „Klöster“ die mit der Handelskammer konspirieren, „Kreuzritter“ die Jagd auf Mutanten machen, verwirrte Hassprediger und Wunderheiler, Seelenretter und korrupte Berater. Sie alle berufen sich auf das Uhrwerk.
Das Uhrwerk ist ursprünglich streng hierarchisch unterteilt. Im ursprünglichen Kernland (heutiges Italien) kontrollieren in Wottingkhan (Vatikan-Stadt) einzelne „Orden“ die Politik. Jeder Orden hat dabei seine spezifische Aufgabe. Die ersten Missionen, die in den Weiten Landen vor etwa hundert Jahren gegründet wurden, waren noch den jeweiligen Orden zugeordnet. Fünfzig Jahre später verhängte der Eurad aus unbekannten Gründen ein Informationsembargo und stellte seine Boten dem Uhrwerk nicht weiter zur Verfügung, um mit dem Kernland im Süden in Kontakt zu bleiben. Durch die Isolation der gegründeten Missionen kam es nach und nach zu einer Reorganisation. Nun kann jeder Uhrwerkler jeder Aufgabe zugehörig sein. Eine denkbar sinnvolle Regelung für die Missionen in den Weiten Landen. Die jetzigen Orden des Uhrwerks sind Neugründungen mit Elementen aus allen bestehenden Orden, deren Ziele sich von den Plänen des Kernlandes erheblich unterscheiden. Mittlerweile spricht man von zwei verschiedenen Glaubensrichtungen.
Beiden sind folgende Grundsätze gemeinsam:
Das Wotthingkhaner Uhrwerk vertritt zusätzlich folgende Grundsätze:
Beide Glaubensrichtungen lehnen Selbstmord ab, da es sich dabei gewissermaßen um „mogeln“ handelt. Selbstmörder profitieren also nicht vom Paradies nach dem Tod. Die Vertreter des Wottingkhaner Uhrwerks sind in den Weiten Landen vergleichsweise selten, da es die Schreckensberge (heutige Alpen) nach wie vor eine natürlich Grenze zu den Weiten Landen bilden.
Das Symbol des Uhrwerks wird als Symbol an der Kleidung und häufig als gut sichtbare Tätowierung an Händen und Gesicht getragen. Zahnräder, Ziffern, Uhrzeiger und ähnliches sind mittlerweile sowohl bei Uhrwerklern, als auch bei Gläubigen als Zeichen der Zugehörigkeit verbreitet. Die (teilweise sehr gut) bewaffneten, in den Uhrwerkmissionen und zum Schutz reisender Missionare aus Wottingkhan eingesetzten Sicherheitstruppen, sind an ihren blau-gelb-rot-gelb-blauen Armbinden zu erkennen.
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Barrelin verstärkte sich die Bedrohung durch die Horde. Immer mehr Sippen drängten gen Westen. Industrieherren und Handelskammer waren zu sehr in interne Konflikte verstrickt um den anrückenden Plündererbanden Herr zu werden. Zahlreiche Siedlungen um Barrelin wurden überfallen und nach wenigen Monaten war das Gebiet östlich von Barrelin fast vollständig von Horde überrannt und ausgeblutet.
Zu diesem Zeitpunkt sammelte ein bis dato unbedeutender Mönch aus einem Kloster des Uhrwerks im Barreliner Umland zahlreiche Menschen um sich. In wenigen Wochen scharrte er ein beachtliche Menge von Kämpfern zusammen, die sich selbst “Das Heer der Gerechten” nannten. Schon nach zwei Monaten war dieses “Heer” zu enormer Größe angewachsen. Es bestand hauptsächlich aus desertieren Viertelwachen, gescheiterten Söldnern und Flüchtlingen, die versuchten der Horde oder dem Grauen des Barreliner Bürgerkriegs zu entkommen. Niemand wusste (oder weiß bisher) woher sie Waffen und Versorgung erhielten; das Augenmerk der großen Fraktionen lag zu sehr auf den Geschehnissen innerhalb Barrelins. Das Heer der Gerechten rief nun zu einem “Heiligen Krieg” gegen die “Unheiligen”, namentlich die Horde, auf. Sicherlich nicht zuletzt dem steten Zufluss an Anhängern aus dem Fleischwolf Barrelins geschuldet gelang es mit hohen Verlusten die Haufen der Horde zurückzudrängen. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen ihr Leben verloren, aber der Zustrom an Anhängern blieb konstant, bis die Invasoren vollständig vernichtet waren. Über das weitere Schicksal des selbsternannten Heiligen und Anführer des Heeres ist nichts bekannt. Gerüchte besagen, er wäre mit einigen Getreuen weiter in den Osten gezogen, um “das Übel der Horde endgültig auszumerzen” und dort ums Leben gekommen oder bereits auf den Feldern Barrelins gefallen. Böse Zungen behaupten, das Uhrwerk selbst habe ihm nach dem Leben getrachtet und ihn nach seinem Sieg über die Horde ermorden lassen. Tatsächlich unterstützte das Uhrwerk das Heer der Gerechten zu keinem Zeitpunkt oder beanspruchte dessen Erfolge für sich. Auch die anderen Fraktionen beäugten das Heer als unkontrollierbare und ungewöhnlich starke Militärmacht, solange es Bestand hatte, eher skeptisch. Letztlich löste sich das Heer der Gerechten so schnell auf, wie es entstanden war. Nur einige Überlebende der Hordeüberfälle berichten noch von ihren Rettern.